Die elektrische Sonde des subkutanen ICD (S-ICD), ein teilweise ummantelter Draht, verläuft komplett im Unterhautfettgewebe (subkutan = unter der Haut) und im Gegensatz zum transvenösen ICD nicht über ein Gefäß ins Herz. Der S-ICD überwacht kontinuierlich den Herzrhythmus und kann bei Auftreten einer gefährlichen Herzrhythmusstörung durch eine Schockabgabe den normalen Herzrhythmus wiederherstellen und so vor einem plötzlichen Herztod schützen.
Den S-ICD gibt es seit 2009. Mittlerweile hat man auch mit dieser Art genügend Erfahrungen gesammelt. Er schützt genauso gut vor einem plötzlichen Herztod wie der transvenöse ICD.
Vorteile des subkutanen ICD
Insgesamt ist die Komplikationsrate beim S-ICD geringer als beim transvenösen. Da die Sonde nicht in Herz und Gefäße geht, gibt es weniger unmittelbare Komplikationen bei der OP. Es gibt weniger Infektionen und deutlich weniger Sondenprobleme, da die Sonde im Fettgewebe kaum Zug und Dehnung ausgesetzt ist, und das Gerät ist insgesamt weniger störanfällig. Sollte eine Sonde einmal ausgetauscht werden müssen, kann sie leicht und gefahrlos entfernt und ersetzt werden. Da die Haltbarkeit der Sonden beim transvenösen ICD geringer ist, wird der S-ICD besonders oft bei jungen Patienten eingesetzt.
Nachteile des subkutanen ICD
Der S-ICD ist wegen seiner größeren Abmessungen klobiger und unangenehmer zu tragen, beispielsweise stört er oft beim Liegen auf der linken Seite. Der Akku hat im Vergleich zum transvenösen ICD eine kürzere Laufzeit von derzeit ca. 7 – 7 ½ Jahren.
Außerdem fehlt dem S-ICD die bei schnellen Herzrhythmusstörungen wertvolle Therapiefunktion (ATP-Funktion = antitachykardes Pacing), das heißt, er kann zwar bei lebensbedrohlichen Arrhythmien einen Schock abgeben, diesen aber nicht durch eine vorherige Intervention durch die Schrittmacherfunktion vermeiden. Bei Patienten, die eine Kardioresynchronisations-, ATP- oder Schrittmacherfunktion benötigen, z.B. bei sehr langsamem Herzschlag (Bradykardie), ist ein S-ICD nicht geeignet.
Auch bei Patienten mit langsamen VTs unter 160-170/min ist der S-ICD nicht geeignet, da er diese nicht erkennt.
Die Rate an Fehlschocks („inadäquate Schocks“, d.h. Schocks, die fälschlicherweise abgegeben werden, obwohl eigentlich keine Notwendigkeit dafür vorliegt) ist beim S-ICD höher, weil der Herzrhythmus nicht so genau analysiert werden kann wie beim transvenösen ICD, dessen Sonde direkt im Herz sitzt. Neuere Modelle und optimale Programmierung können mittlerweile die Rate an Fehlschocks deutlich reduzieren.
Voraussetzungen
Ein S-ICD kommt nur infrage, wenn vorher obligat durch eine Analyse (Screening) abgeklärt wurde, ob er für den betroffenen Patienten geeignet ist. In diesem Screening (einer sogenannten QRS-T-Wellen-Sensing-Analyse) wird untersucht, ob der S-ICD in der Lage ist, Rhythmusstörungen zu erkennen und zu therapieren. Der S-ICD ist also nicht automatisch für jeden Patienten geeignet, für ca. 10% kommt er nicht infrage.
Vor der OP wird in der Regel ein Röntgenbild zur Bestimmung der Herzlage und zur Planung der OP gemacht.
Besonderheiten bei der OP
Die OP wird entweder in lokaler Betäubung oder in Narkose vorgenommen. Über einen Schnitt auf der linken Flanke unterhalb der Achselhöhle wird der Akku/die Batterie des Geräts unter der Haut in eine Art Tasche aus Unterhautfettgewebe eingesetzt. Die elektrische Sonde verläuft quer über den Brustkorb ungefähr zum unteren Ende des Brustbeins, und dann seitlich entlang des Brustbeins zu dessen oberen Rand. Über ein bis zwei kleine Schnitte wird die Sonde fixiert. Sie verläuft nicht in Gefäßen oder direkt im Herz. Akku und Sonde werden miteinander verbunden. Eine Röntgenkontrolle der Lage während der OP ist in der Regel nicht notwendig.
In der Regel wird der S-ICD dann einmal auf seine Funktionstüchtigkeit getestet. Dafür wird der Patient, wenn er nicht ohnehin eine Narkose hat, kurzzeitig in Schlaf versetzt. Dann wird mit einem Medikament eine Rhythmusstörung ausgelöst, die der ICD dann richtig erkennen und beenden muss.
Mit einem Programmiergerät werden dann nach der OP im Liegen und Sitzen und mittels eines Belastungs-EKGs individuell optimale Einstellungen für den/die Betroffene/n ermittelt.
Innovation Kabellose Schrittmacher
Mittlerweile gibt es auch kabellose Schrittmacher, allerdings noch nicht von der Firma Boston Scientific, so dass ARVC-PatientInnen immer noch darauf warten müssen, dass sie ihren S-ICD mit einem Schrittmacher kombinieren bzw. „nachrüsten“ können, um die fehlende Schrittmacherfunktion auszugleichen.
Mehr erfahren
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Medizinische Fachbegriffe
Fachartikel ICD
Vortragsfolien „Devices – alles rund um Defibrillatoren, Eventrecorder und Co.”, Dr. med. Eimo Martens (2019)
Video des Vortrags „Device-Therapie – ICD, Eventrecorder, Wearables”, Dr. med. Eimo Martens (2022)
Video der Podiumsdiskussion „ICD – meine Lebensversicherung”, Jonas P., Dr. med. Eimo Martens (2023)
Fachwissen Risikoeinschätzung
ICD und psychische Unterstützung
Buch-Tipp „Gut leben mit dem Defibrillator“, Birgit Schlepütz, Herz in Takt Defi-Liga e. V. (2021)
FAQ S-ICD – Häufig gestellte Fragen
Derzeit gibt es nur eine Firma, die einen S-ICD herstellt: Boston Scientific (früher: Cameron Health)
Mehr FAQs siehe auch unter den FAQ transvenöser ICD
Implantable cardioverter defibrillator use in arrhythmogenic right ventricular cardiomyopathy in North America and Europe
Carrick RT, De Marco C, Gasperetti A et al. Eur Heart J. 2024 Jan 9:ehad799
https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehad799
Pocket-Leitlinie: Kardiomyopathien - Leitlinien für das Management von Kardiomyopathien (Version 2023)
Meder B, Eckardt L, Falk V et al. Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V. (2023) - ESC Pocket Guidelines, Börm Bruckmeier Verlag GmbH
https://leitlinien.dgk.org/2024/pocket-leitlinien-kardiomyopathien-version-2023/
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Arbelo E, Protonotarios A, Gimeno JR et al. ESC Scientific Document Group, Eur Heart J. 2023 Aug 25:ehad194
https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehad194
Pocket-Leitlinie: Fahreignung bei kardiovaskulären Erkrankungen (Version 2023)
Klein HH, Eckardt L, Perings C; Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz-und Kreislaufforschung e.V. (2023) Pocket-Leitlinien
https://leitlinien.dgk.org/2023/pocket-leitlinie-fahreignung-bei-kardiovaskulaeren-erkrankungen-version-2023/
Vortrag „Device-Therapie – ICD, Eventrecorder, Wearables“
Dr. med. Eimo Martens, Oberarzt und Device-Spezialist am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München
Vortragsveranstaltung für die ARVC-Selbsthilfe, online, 30.11.2022
https://www.youtube.com/watch?v=etTkjIRKfxU
Pocket-Leitlinie: Ventrikuläre Arrhythmien und Prävention des plötzlichen Herztodes (Version 2022)
Eckardt L, Bosch R, Falk V, et al. Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V. (2023) - ESC Pocket Guidelines, Börm Bruckmeier Verlag GmbH
https://leitlinien.dgk.org/2023/pocket-leitlinie-ventrikulaere-arrhythmien-und-praevention-des-ploetzlichen-herztodes-version-2022/
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2019 HRS expert consensus statement on evaluation, risk stratification, and management of arrhythmogenic cardiomyopathy
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https://doi.org/10.1016/j.hrthm.2019.05.007
Vortrag „Devices – alles rund um Defibrillatoren, Eventrecorder und Co.“
Dr. med. Eimo Martens, Oberarzt und Device-Spezialist am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München
Vortragsveranstaltung für die ARVC-Selbsthilfe, Unterschleißheim, 14.09.2019
Vortragsfolien
Herzschrittmacher und Defibrillator: G-BA beschließt Anspruch auf Zweitmeinung
Deutsches Ärzteblatt online vom 19.05.2022
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/134386/Herzschrittmacher-und-Defibrillator-G-BA-beschliesst-Anspruch-auf-Zweitmeinung
A prospective longitudinal study of health-related quality of life and psychological wellbeing after an implantable cardioverter-defibrillator (ICD) in patients with genetic heart diseases
van den Heuvel LM, Sarina T, Sweeting J et al., Heart Rhythm O2, Feb. 2022, ISSN 2666-5018
https://doi.org/10.1016/j.hroo.2022.02.003
Smartphones können implantierte Herzschrittmacher beeinflussen
Deutsches Ärzteblatt vom 06.10.2021
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/127940/Smartphones-koennen-implantierte-Herzschrittmacher-beeinflussen
Subcutaneous or Transvenous Defibrillator Therapy
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Elektromagnetische Interferenz von aktiven Herzrhythmusimplantaten im Alltag und im beruflichen Umfeld
Napp A, Kolb C, Lennerz C et al. Kardiologe (2019) 13: 216
https://leitlinien.dgk.org/2019/elektromagnetische-interferenz-von-aktiven-herzrhythmusimplantaten-im-alltag-und-im-beruflichen-umfeld/
E-Autos, Smartphones und Co. – Welche Geräte stören Funktionen von Herzschrittmachern und implantierten Defibrillatoren?
Böhm M (Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung e.V.)
https://idw-online.de/de/news720235
Subkutan implantierbarer Kardioverter-Defibrillator : Aktueller Stand und Ausblick
Niehues P, Frommeyer G, Reinke F et al. Herzschrittmacherther Elektrophysiol. 2018 Dec;29(4):349-354
https://doi.org/10.1007/s00399-018-0593-8
Subkutane ICD in Langzeitanwendung zuverlässig
Deutsches Ärzteblatt vom 27. August 2013, News Medizin
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/55646/Subkutane-ICD-in-Langzeitanwendung-zuverlaessig
Safety and Efficacy of a Totally Subcutaneous Implantable-Cardioverter Defibrillator
Weiss R, Knight BP, Gold MR et al. Circulation. 2013;128:944–953
https://www.ahajournals.org/doi/10.1161/CIRCULATIONAHA.113.003042
Komplett subkutaner Kardioverter-Defibrillator (S-ICD®)
Köbe J, Zumhagen S, Reinke F, Schulze-Bahr E. Herz 2011 · 36:586–591
https://doi.org/10.1007/s00059-011-3508-6
Die arrhythmogene rechtsventrikuläre Dysplasie/Kardiomyopathie
Saguner A, Brunckhorst C, Duru F. Cardiovascular Medicine 2011; 14 (11): 303-314
https://cardiovascmed.ch/article/doi/cvm.2011.01623
Letzte Aktualisierung: 01.10.2024
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