Herzrhythmusstörungen entstehen durch die Störung der Erregungsleitung im Herz und werden typischerweise ausgelöst durch körperliche Anstrengung und/oder psychische Belastungen. Sie können aber gelegentlich auch in Ruhe auftreten. Manchmal sind sie verbunden mit einem großen Angstgefühl.
Typische Symptome (medizinische Begriffe in Klammern)
- Herzrasen (Tachykardie)
z.T. anfallsartig (paroxysmal) - Herzrhythmusstörungen (Arrhythmien)
unregelmäßiger Herzschlag - Herzklopfen (Palpitationen)
(unangenehme) bewusste Wahrnehmung des eigenen Herzschlags
subjektive Wahrnehmung des Herzschlags als zu schnell, zu stark, zu unregelmäßig
Gefühl, dass das Herz von innen an die Brustwand pocht - Herzstolpern (Extrasystolen)
wahrgenommene Extraschläge des Herzens - atypische Brustschmerzen (Thoraxschmerzen)
Druckgefühl auf der Brust - Schwindel, Benommenheit (Präsynkope)
Gefühl, kurz vor der Ohnmacht zu stehen
- WICHTIG
Häufig verläuft eine ARVC zunächst ohne Symptome (asymptomatisch)!
Keine Symptome zu haben, schließt eine Erkrankung also nicht aus.
Risiko plötzlicher Herztod
Die Herzrhythmusstörungen und das Herzrasen können – gottlob nur selten und im Extremfall – zum plötzlichen Herztod führen. Auch der plötzliche Herztod wird häufig durch körperliche Anstrengung ausgelöst. In manchen Familien wird erst durch einen tragischen plötzlichen Todesfall einer vermeintlich völlig gesunden Person die Erkrankung einer arrhythmogenen Kardiomyopathie aufgedeckt. Das Risiko eines plötzlichen Herztods besteht also auch, wenn bis dahin noch gar keine Symptome aufgetreten sind.
Ein plötzlicher Herztod wird verursacht entweder durch Kammerflimmern (engl. ventricular fibrillation, VF) mit einem unkontrollierten extrem schnellen Herzschlag oder durch einen Herzstillstand (Asystolie), bei dem das Herz einfach aufhört zu schlagen.
Im medizinischen Sprachgebrauch spricht man vom überlebten plötzlichen Herztod, wenn eine Reanimation nach Kammerflimmern oder Herzstillstand erfolgreich war.
- WICHTIG
Die Diagnose ARVC / ACM bedeutet nicht bei jedem, ein Risiko für einen plötzlichen Herztod zu haben. Viele ARVC-PatientInnen führen ein langes und weitgehend normales Leben ohne bedrohliche Ereignisse. Wichtig ist, dass durch eine sorgfältige Risikoeinschätzung, fundiert ausgewählte Therapien und eine Änderung des Lebensstils (z.B. im Hinblick auf Sport oder dem Vermeiden großer Aufregung) das Risiko minimiert wird.
Mehr erfahren
FAQ Herzrhythmusstörungen – Häufig gestellte Fragen
Ventrikuläre Extrasystolen (VES) mit kompensierter Pause (das heißt, wenn nach dem vorzeitigen Extraschlag eine Pause bis zu dem nächsten normalen Herzschlag eintritt) werden von Patienten häufig als "Aussetzer" oder "Herzstolpern" beschrieben. Das nennt man auch "Palpitationen". Wenn man den Puls fühlt, kann es sein, dass man den Extraschlag gar nicht spürt, weil er nicht am Handgelenk ankommt.
Die Arrhythmien entstehen da, wo normales Herzmuskelgewebe durch Bindegewebe und Fett ersetzt wurde und durch eine Narbe die Reizleitung an der Stelle gestört ist. Bei der typischen ARVC entstehen sie in der rechten, bei ALVC in der linken und bei biventrikulären Formen in beiden Herzkammern.
Maligne (bösartige) Arrhythmien sind
- anhaltende ventrikuläre Tachykardien (> 30 sec. mit > 100 Schlägen pro Minute)
- Kammerflattern (Herzfrequenz ≥ 240/min.)
- Kammerflimmern (völlig unkoordinierte pulslose Kontraktionen des Herzens)
Sie können unbehandelt zum plötzlichen Herztod führen.
Ja, Arrhythmien schädigen auf Dauer das Herz. Bösartige oder maligne Arrhythmien (s.o.) können im schlimmsten Fall in Kammerflimmern übergehen. Deshalb ist es wichtig, Herzrhythmusstörungen zu behandeln und auf ein Mindestmaß zu reduzieren.
Bei einer Panikattacke geht der Puls normalerweise nicht über eine gewisse Obergrenze. Wo diese liegt, wird allerdings unterschiedlich angegeben (zwischen 120/min. und 140/min.). Herzrasen, das über diese Grenzen hinausgeht, ist also höchstwahrscheinlich nicht psychisch bedingt, sondern hat eine organische Ursache wie ARVC. Es ist aber nicht immer einfach, körperliche und psychische Ursachen voneinander abzugrenzen. Nicht selten besteht auch beides gleichzeitig, da eine organisch bedingte Tachykardie zu Angst führt, was wiederum das Herzrasen verstärkt. So entsteht ein Teufelskreislauf sich gegenseitig verstärkender Mechanismen.
Am besten setzt oder legt man sich sofort hin. Durch die Ruhe kann das Herzrasen möglicherweise von alleine wieder aufhören. Au0ßerdem reduziert man dadurch das Sturzrisiko bei einer drohenden Bewusstlosigkeit.
Am besten warnt man auch einen etwaigen Begleiter oder Umstehende vor und schärft ihm/ihnen ein, was sie im Falle einer Ohnmacht tun sollen (z.B. den Notarzt rufen).
Bei extrem hohen Herzfrequenzen über 180/min (bei Jugendlichen über 200/min) kann sich das Herz nicht mehr mit Blut füllen und dann auch nichts mehr in den Kreislauf pumpen. Das Hirn wird dann nicht mehr mit Blut versorgt, es wird einem schwarz vor den Augen und man wird bewusstlos.
Differentialdiagnosen umfassen: Ionenkanalerkrankungen (Brugadasyndrom, CPVT, Long-QT-Syndrom, Short-QT-Syndrom), andere Formen der Kardiomyopathien (dilatative, hypertrophe, restriktive) oder Krampfleiden des Gehirns wie Epilepsie. Manchmal ist es aber auch einfach eine Kreislaufregulationsstörung, wie sie zum Beispiel häufig in der Pubertät auftritt. Bei bekannten Genvarianten in der Familie oder Familien, in denen gehäuft Herzrhythmusstörungen, Herzsymptome, Herzmuskelentzündungen oder Herztodesfälle auftreten, muss man aber eine Synkope sehr ernst nehmen.
Pocket-Leitlinie: Kardiomyopathien - Leitlinien für das Management von Kardiomyopathien (Version 2023)
Meder B, Eckardt L, Falk V et al. Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V. (2023) - ESC Pocket Guidelines, Börm Bruckmeier Verlag GmbH
https://leitlinien.dgk.org/2024/pocket-leitlinien-kardiomyopathien-version-2023/
2023 ESC Guidelines for the management of cardiomyopathies
Arbelo E, Protonotarios A, Gimeno JR et al. ESC Scientific Document Group, Eur Heart J. 2023 Aug 25:ehad194
https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehad194
Pocket-Leitlinie: Ventrikuläre Arrhythmien und Prävention des plötzlichen Herztodes (Version 2022)
Eckardt L, Bosch R, Falk V, et al. Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V. (2023) - ESC Pocket Guidelines, Börm Bruckmeier Verlag GmbH
https://leitlinien.dgk.org/2023/pocket-leitlinie-ventrikulaere-arrhythmien-und-praevention-des-ploetzlichen-herztodes-version-2022/
2022 ESC Guidelines for the management of patients with ventricular arrhythmias and the prevention of sudden cardiac death
Zeppenfeld K, Tfelt-Hansen J, de Riva M et al. Eur Heart J. 2022 Oct 21;43(40):3997-4126
https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehac262
Arrhythmogenic Right Ventricular Cardiomyopathy: Evolving From Unique Clinical Features to a Complex Pathophysiological Concept
Paul M, Schulze-Bahr E. Herz 45, 243–251 (2020)
https://doi.org/10.1007/s00059-020-04907-1
2019 HRS expert consensus statement on evaluation, risk stratification, and management of arrhythmogenic cardiomyopathy
Towbin JA, McKenna WJ, Abrams DJ et al. Heart Rhythm Volume 16, ISSUE 11, e301-e372, November 01, 2019
https://doi.org/10.1016/j.hrthm.2019.05.007
Die arrhythmogene rechtsventrikuläre Dysplasie/Kardiomyopathie
Saguner A, Brunckhorst C, Duru F. Cardiovascular Medicine 2011; 14 (11): 303-314
https://cardiovascmed.ch/article/doi/cvm.2011.01623
Letzte Aktualisierung: 28.10.2024
Die Informationen dieser Website ersetzen keine ärztliche Beratung. Jeder Fall ist individuell. Gesamteinschätzung, Diagnose und Auswahl einer angemessenen Therapie gehören daher immer in die Hände eines erfahrenen Arztes. Gerne helfen wir, Kontakte zu Experten herzustellen, insbesondere auch, wenn Ihre Symptome nicht ernst genommen werden.