Langzeit-EKG
(Holter Monitoring)

Ein Langzeit-EKG (englisch Holter Monitoring oder kurz Holter) ist ein tragbares EKG, das man unter Alltagsbedingungen zuhause trägt, um für einen längeren Zeitraum (meist 24 – 48h) ein EKG aufzuzeichnen. Es wird in der Regel computergestützt ausgewertet. Während des Tragens notiert man mit Uhrzeitangabe ggf. bestimmte Tätigkeiten (z.B. Essen, Schlafengehen, sportliche Betätigung…) und beschreibt subjektiv empfundene Herzsymptome (z.B. Herzklopfen, Herzstolpern, Herzrasen…). Bei der Auswertung kann dann ein Zusammenhang zwischen Herzrhythmusstörungen und Tätigkeit bzw. Aktivität hergestellt werden.

Was wird registriert?

  • die niedrigste / mittlere / höchste Herzfrequenz
  • die Art von Rhythmusstörungen
    ventrikuläre Extrasystolen (VES, von der Kammer ausgehende Extraschläge)
    ventrikuläre Tachykardie (VT, von der Kammer ausgehendes Herzrasen)
    supraventrikuläre Extrasystolen (SVES, vom Vorhof ausgehende Extraschläge)
    supraventrikuläre Tachykardie (SVT, vom Vorhof ausgehender schneller Herzschlag)
  • die Häufigkeit von Rhythmusstörungen
    in absoluten Zahlen (z.B. 980 VES) oder
    prozentual (Anteil von abnormalen Schlägen im Verhältnis zu regulären, z.B. 5%)

Warum ist das Langzeit-EKG wichtig?

Befunde aus dem Langzeit-EKG fließen in die Diagnosekriterien ein und   helfen bei der Risikoeinschätzung. Bei bereits diagnostizierten ARVC-Patienten sollte laut medizinischer Leitlinien jedes Jahr ein Langzeit-EKG zur Verlaufskontrolle durchgeführt werden, um Risikoeinschätzung und Therapie ggf. anzupassen.

Mehr als 500 ventrikuläre Extrasystolen (VES) in 24 Stunden und das Auftreten von ventrikulären Tachykardien (VT) gelten als auffällig.

Mehr erfahren


FAQ Langzeit-EKG – Häufig gestellte Fragen

Die mittlere Herzfrequenz im 24-h-EKG sollte in jedem Fall unter 70/min liegen. Bei Werten darüber ist in der Regel eine Therapie, z.B. mit Betablockern angeraten.

Mehr als 500 ventrikuläre Extrasystolen (VES) in 24 Stunden gelten als Nebenkriterium für eine ARVC. Daneben ist aber vor allem die Verlaufsbeobachtung wichtig: nehmen die VES zu? Nimmt die Zahl der VES unter einer Therapie ab? Aus diesem Verlauf können Therapieentscheidungen abgeleitet werden.

Das Zio®-Pflaster ist ein Langzeit-EKG, das einige ARVC-Patienten aus der “Hope for ARVD" Facebookgruppe kennen. Es ist in Deutschland (noch) nicht zugelassen.

In den USA wird von Patienten das bis zu 14 Tage lang getragene ZIO® Pflaster einem 24h-Langzeit-EKG vorgezogen. In den USA sind die Patienten angeblich begeistert – in Deutschland erprobte ähnliche Pflaster kamen bei den Patienten aber wegen des Klebers und Juckreizes nicht so gut an. Probleme bei dieser Art von Dauer-EKG ist der hohe Anteil an Artefakten bei der Auswertung (d.h. nicht verwertbare bzw. unklare Befunde).

Leider verfügen wir über keinerlei persönliche Erfahrungsberichte.

Aufgrund der längeren Überwachungszeit von 14 Tagen versus 24 Stunden werden laut einer amerikanischen Studie mehr verdächtige Ereignisse aufgezeichnet als beim Langzeit-EKG.

Das ZIO® XT Pflaster ist nicht-invasiv, wasserabweisend, hat keine Kabel und Leitungen und ist nicht so auffällig wie ein Langzeit-EKG. Das ZIO® XT Patch zeichnet Herzschläge bis zu 14 Tage lang kontinuierlich auf – auch im Schlaf, unter der Dusche und bei moderatem Training – und verfügt über eine große Taste, mit der Patienten symptomatische Ereignisse erfassen können.
Ein Nachteil ist, dass es nur ein eindimensionales EKG aufzeichnet, was bei bereits an ARVC Erkrankten nicht so aussagekräftig ist wie ein Langzeit-EKG mit mehreren Ableitungen.

Außerdem erfolgt in Deutschland bisher auch bei ähnlichen Geräten keine Kostenübernahme durch die Krankenkassen, da die Filterung des 2-Wochen-EKGs der Firma sehr teuer ist.

In Deutschland verfügbar ist das kabellose Mini-Langzeit-EKG dpv-ritmo III. Zu dem Erfahrungsbericht einer Mutter damit bei ihrem Kind  geht es hier.

Pocket-Leitlinie: Kardiomyopathien - Leitlinien für das Management von Kardiomyopathien (Version 2023)
Meder B, Eckardt L, Falk V et al. Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V. (2023) - ESC Pocket Guidelines, Börm Bruckmeier Verlag GmbH
https://leitlinien.dgk.org/2024/pocket-leitlinien-kardiomyopathien-version-2023/

2023 ESC Guidelines for the management of cardiomyopathies
Arbelo E, Protonotarios A, Gimeno JR et al. ESC Scientific Document Group, Eur Heart J. 2023 Aug 25:ehad194
https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehad194

Pocket-Leitlinie: Ventrikuläre Arrhythmien und Prävention des plötzlichen Herztodes (Version 2022)
Eckardt L, Bosch R, Falk V, et al. Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V. (2023) - ESC Pocket Guidelines, Börm Bruckmeier Verlag GmbH
https://leitlinien.dgk.org/2023/pocket-leitlinie-ventrikulaere-arrhythmien-und-praevention-des-ploetzlichen-herztodes-version-2022/

2022 ESC Guidelines for the management of patients with ventricular arrhythmias and the prevention of sudden cardiac death
Zeppenfeld K, Tfelt-Hansen J, de Riva M et al. Eur Heart J. 2022 Oct 21;43(40):3997-4126
https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehac262

Association of Premature Ventricular Contraction Burden on Serial Holter Monitoring With Arrhythmic Risk in Patients With Arrhythmogenic Right Ventricular Cardiomyopathy
Gasperetti A, Cappelletto C, Carrick R et al. JAMA Cardiol. 2022 Apr 1;7(4):378-385
https://doi.org/10.1001/jamacardio.2021.6016

Arrhythmogenic Right Ventricular Cardiomyopathy: Evaluation of the Current Diagnostic Criteria and Differential Diagnosis
Corrado D, van Tintelen PJ, McKenna WJ et al. Eur Heart J. 2020 Apr 7;41(14):1414-1429
https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehz669 

2019 HRS expert consensus statement on evaluation, risk stratification, and management of arrhythmogenic cardiomyopathy
Towbin JA, McKenna WJ, Abrams DJ et al. Heart Rhythm Volume 16, ISSUE 11, e301-e372, November 01, 2019
https://doi.org/10.1016/j.hrthm.2019.05.007

Arrhythmogenic Right Ventricular Cardiomyopathy: An Update on Pathophysiology, Genetics, Diagnosis, and Risk Stratification
Paul M, Wichter T, Fabritz L et al. Herzschrittmacherther Elektrophysiol. 2012 Sep;23(3):186-95
https://doi.org/10.1007/s00399-012-0233-7

Die arrhythmogene rechtsventrikuläre Dysplasie/Kardiomyopathie
Saguner A, Brunckhorst C, Duru F. Cardiovascular Medicine 2011; 14 (11): 303-314
https://cardiovascmed.ch/article/doi/cvm.2011.01623


Letzte Aktualisierung: 01.10.2024

Die Informationen dieser Website ersetzen keine ärztliche Beratung. Jeder Fall ist individuell. Gesamteinschätzung, Diagnose und Auswahl einer angemessenen Therapie gehören daher immer in die Hände eines erfahrenen Arztes. Gerne helfen wir, insbesondere bei unklaren Diagnosen, Kontakt zu Experten herzustellen.