Synonyme
- Eventrecorder
- Ereignisrecorder
- Loop-Rekorder
- ILR (implantierbarer Loop-Rekorder)
- ICM (insertable cardiac monitor bzw. insertable cardiac monitoring system, engl.)
Was ist ein Eventrecorder?
Ein Eventrecorder ist ein implantierbares Mini-EKG, das dauerhaft ein EKG aufzeichnet. Das Stäbchen ist deutlich kleiner als ein USB-Stick (wenige cm lang, wenige mm dick, wenige Gramm schwer). Im Gegensatz zum ICD (implantierbarer Kardioverter-Defibrillator) kommt der Eventrecorder ohne Elektroden im Herzen aus. Die Lebensdauer des Geräts beträgt 2 – 4 Jahre.
Wie wird der Eventrecorder eingesetzt?
Das Stäbchen wird nach einem kleinen Schnitt (maximal 1 cm) unter die Haut im Bereich des linken Brustmuskels geschoben. Der Eingriff dauert etwa 15 Minuten und wird in örtlicher Betäubung durchgeführt.
Wie wird der Eventrecorder ausgelesen?
Je nach Firma und Gerätetyp
- direkt in der Klinik/beim Arzt/bei der Ärztin
- per Fernabfrage (Telemetrie) über ein Home Monitoring System
Übertragungsgerät zuhause am Bett, Daten werden einmal nachts übertragen, Arzt/Ärztin kann die Daten online oder im Kliniksystem auslesen - bei akuten Symptomen ggf. direkte Übertragung
aktiv durch die PatientInnen durch das Übertragungsgerät - direkt über eine Smartphone-App durch die PatientInnen selbst
Wann ist ein Ereignisrecorder sinnvoll?
Wenn bei den üblichen EKG-, Langzeit-EKG- und/oder EEG-Untersuchungen (EEG = Elektroenzephalographie zum Ausschluss epileptischer Anfälle als Ursache von Synkopen) in diesen Situationen zunächst keine klare Diagnose gestellt werden kann, kann das implantierte Dauer-EKG gefährliche Rhythmusstörungen entdecken. Da manche Herzrhythmusstörungen nur selten und anfallsweise auftreten, kann man im beschwerdefreien Intervall oft keine definitive Diagnose stellen. Bei einem erneuten Ereignis kann das EKG des Eventrecorders direkt ausgelesen werden.
In folgenden Konstellationen kann ein Eventrecorder sinnvoll sein:
- unklare wiederholte Synkopen (Anfälle von Bewusstlosigkeit)
- unklare kardiale Arrhythmien (Herzrhythmusstörungen)
- unklare Palpitationen
- unklare Tachykardien (Herzrasen)
- unklare Brustschmerzen
- unklare wiederholte Stürze
- unklare Epilepsie mit ineffektiver Therapie
Wann ist ein Ereignisrecorder bei ARVC sinnvoll?
Die Herzrhythmusstörungen treten bei ARVC-Patienten oft unregelmäßig auf (manchmal nur ein paarmal im Jahr) und lassen sich deshalb auch mit einem Langzeit-EKG (24 – 48 Stunden oder 3 – 7 Tage) oft nicht erfassen. Wenn Arrhythmien nicht häufig auftreten, heißt das aber nicht, dass diese Rhythmusstörungen nicht gefährlich sein können. Daher kann ein Eventrecorder in folgenden Situationen sinnvoll sein:
- bei Patienten ohne hohes Risiko und ohne unmittelbare ICD-Indikation
zur verbesserten Risikoeinschätzung - bei Patienten mit S-ICD (subkutanem Defibrillator)
da dieser aus Kapazitätsgründen nur dann ein EKG speichert, wenn der Defi bereits lädt oder einen Schock abgibt, können mit dem ILR auch Episoden im Bereich unterhalb der Schockgrenze abgerufen werden - zur Therapiekontrolle (selten)
z.B. nach Ablation oder bei Medikamenteneinstellung zur Überwachung des Therapieerfolgs
- WICHTIG
Ein Eventrecorder ersetzt keinen implantierten Defibrillator und ist bei einer eindeutigen ICD-Indikation nicht angebracht!
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EKG-Befunde verstehen
Medizinische Abkürzungen
Medizinische Fachbegriffe
Fachartikel Diagnose
Vortragsfolien „Devices – alles rund um Defibrillatoren, Eventrecorder und Co.”, Dr. med. Eimo Martens(2019)
Video des Vortrags „Device-Therapie – ICD, Eventrecorder, Wearables”, Dr. med. Eimo Martens (2022)
FAQ Eventrecorder – Häufig gestellte Fragen
Leider wird die Implantation eines Eventrecorders oft nicht von der Krankenkasse übernommen. Ggf. muss ein spezieller Antrag gestellt werden.
Das EKG, das der Eventrecorder ausliest, ist eindimensional und deswegen nur bedingt zur Diagnostik bei ARVC geeignet (z.B. werden T-Wellen nicht optimal abgebildet). Wenn man allerdings in den Langzeit-EKGs keine Arrhythmien sieht, obwohl ein Patient subjektiv welche verspürt, dann kann der Eventrecorder in seiner Laufzeit von mehreren Jahren evtl. selten auftretende Arrhythmien entdecken. Außerdem kann er Hinweise auf bösartige (maligne) Arrhythmien wie VTs (ventrikuläre Tachykardien) geben, die in ein gefährliches Kammerflimmern übergehen können.
Jeder Eventrecorder hat bestimmte Vorzüge, die individuell beurteilt werden sollten (z.B. besonders klein, besonders lange Laufzeit, Möglichkeit der Übertragung aufs Smartphone...). Fragen Sie Ihren Arzt oder ihre Ärztin nach den Besonderheiten der gerade auf dem Markt befindlichen Modelle.
Wenn eine gefährliche Arrhythmie („Event“) auftritt, werden in der Regel einige Minuten um das Ereignis herum gespeichert, ungefähr 2/3 vor dem Event und 1/3 danach (z.B. 15 und 7,5 Minuten).
Pocket-Leitlinie: Kardiomyopathien - Leitlinien für das Management von Kardiomyopathien (Version 2023)
Meder B, Eckardt L, Falk V et al. Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V. (2023) - ESC Pocket Guidelines, Börm Bruckmeier Verlag GmbH
https://leitlinien.dgk.org/2024/pocket-leitlinien-kardiomyopathien-version-2023/
2023 ESC Guidelines for the management of cardiomyopathies
Arbelo E, Protonotarios A, Gimeno JR et al. ESC Scientific Document Group, Eur Heart J. 2023 Aug 25:ehad194
https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehad194
Pocket-Leitlinie: Ventrikuläre Arrhythmien und Prävention des plötzlichen Herztodes (Version 2022)
Eckardt L, Bosch R, Falk V, et al. Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V. (2023) - ESC Pocket Guidelines, Börm Bruckmeier Verlag GmbH
https://leitlinien.dgk.org/2023/pocket-leitlinie-ventrikulaere-arrhythmien-und-praevention-des-ploetzlichen-herztodes-version-2022/
2022 ESC Guidelines for the management of patients with ventricular arrhythmias and the prevention of sudden cardiac death
Zeppenfeld K, Tfelt-Hansen J, de Riva M et al. Eur Heart J. 2022 Oct 21;43(40):3997-4126
https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehac262
Vortrag „Device-Therapie – ICD, Eventrecorder, Wearables"
Dr. med. Eimo Martens, Oberarzt und Device-Spezialist am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München
Vortragsveranstaltung für die ARVC-Selbsthilfe, online, 30.11.2022
https://www.youtube.com/watch?v=etTkjIRKfxU
Vortrag „Devices – alles rund um Defibrillatoren, Eventrecorder und Co."
Dr. med. Eimo Martens, Oberarzt und Device-Spezialist am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München
Vortragsveranstaltung für die ARVC-Selbsthilfe, Unterschleißheim, 14.09.2019
Vortragsfolien
The diagnostic yield of implantable loop recorders in unexplained syncope: A systematic review and meta-analysis
Solbiati M, Casazza G, Dipaola F, et al. Int J Cardiol. 2017 Mar 15;231:170-176
https://doi.org/10.1016/j.ijcard.2016.12.128
Letzte Aktualisierung: 01.10.2024
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