Belastungs-EKG
(ERGOMETRIE)

Synonyme

  • Belastungs-EKG
  • Stress-Test
  • Ergometrie

Durchführung des Belastungs-EKGs

Unter laufender EKG-Registrierung findet eine körperliche Belastung auf einem Fahrrad-Ergometer oder Laufband statt. Die Wattzahl wird kontinuierlich gesteigert.
Bei einer Spiroergometrie werden zusätzlich die Atemgase gemessen. Letzteres gehört nicht zu den Routine-Untersuchungen bei ARVC bzw. ACM.

Wer bekommt ein Belastungs-EKG?

Das Belastungs-EKG wird in den europäischen Leitlinien 2022 und 2023 gar nicht erwähnt. In Deutschland gehört es aber zu den Standarduntersuchungen insbesondere bei der Überwachung des Verlaufs und bei Genvariantenträgern ohne Symptome, da die körperliche Belastung gelegentlich EKG-Veränderungen auslöst, die man in Ruhe nicht sieht.

Worauf wird geachtet?

Auf das Auftreten von ARVC-typischen Arrhythmien oder Tachykardien und auf Atemnot bei zunehmender körperlicher Anstrengung. Besondere Aufmerksamkeit erfordert das Auftreten von Kammertachykardien (ventrikuläre Tachykardien, VT) und von Extraschlägen aus der Kammer (ventrikulären Extrasystolen, VES), vor allem wenn sie unterschiedlich (polymorph) aussehen.

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FAQ Belastungs-EKG – Häufig gestellte Fragen

  • ggf. Anwesenheit eines Arztes während der Belastung
  • Reanimationsbereitschaft (Liege, Defi, Medikamente, Sauerstoff im Raum)
  • Beginn mit Ruhephase von 3 min.
  • Start mit 25 oder 50 Watt (W)
  • Steigerung der Belastung alle 2 min. um 25 W
  • Gesamtbelastungsdauer < 9-12 min.
  • Aufzeichnung auch in der Entlastungsphase nach der Belastung für mindestens 5 Minuten
  • maximale Herzfrequenz 220 minus Alter +/- 10-12 Schläge pro Minute
  • u.a. anhaltende VT (ventrikuläre Tachykardie) > 30 sec.

Das Belastungs-EKG wird in der Regel höchstens einmal im Jahr durchgeführt. Tatsächlich schnellt durch die (z.T. ungewohnte) Anstrengung die Herzfrequenz vieler ARVC-Patienten bei der Ergometrie in die Höhe. Trotzdem gilt das Verfahren als sicher. Eine einmalige kurze Belastung führt zu keinen Schäden am Herzmuskel. Die Untersuchung ist sogar wichtig, weil

  • bei Genvariantenträgern Herzrhythmusstörungen unter körperlicher Anstrengung oft das erste Erkrankungszeichen sein können
  • bei ARVC-Patienten mit Symptomen das Belastungs-EKG Auskunft darüber geben kann, ob die Medikamente in der Lage sind, die Herzfrequenz auch bei Anstrengung zu begrenzen
  • bei vermehrten Arrhythmien unter Belastung die Therapie angepasst werden kann (z.B. Steigerung der Medikamentendosis, Medikamentenwechsel)
  • eine Aussage darüber gemacht werden kann, wie viel körperliche Belastung sich ein Patient zumuten kann und darf
  • eine bessere Aussage dazu gemacht werden kann, ob Herzrhythmusstörungen eher in Ruhe, unter Belastung (möglicherweise sogar nur in einem bestimmten Herzfrequenzbereich) oder nach Belastung auftreten

Manchmal treten die Rhythmusstörungen erst 2 - 3 Minuten nach Ende der Belastung auf. Deshalb sollte das EKG noch weitere 5 Minuten aufgezeichnet werden. Einzelne Arrhythmien in der Nachbeobachtungsphase sind unbedenklich, wenn die Rhythmusstörungen aber länger anhalten, können eine weitere Diagnostik bzw. Änderungen in der Therapie sinnvoll sein.

Auch bei Kindern ist ein Belastungs-EKG möglich. Voraussetzung dafür ist das Vorhandensein eines kleinen Fahrradergometers speziell für Kinder oder aber ein Laufbandergometer. Mit einer guten Anleitung können auch bei Kindern aussagekräftige Ergebnisse erzielt werden.

Absolute Abbruchkriterien
Unter diesen Umständen muss unbedingt sofort abgebrochen werden

  • anhaltende VT (ventrikuläre Tachykardie) < 30 sec.
  • Überschreiten der max. Herzfrequenz (220 minus Alter +/- 10-12 Schläge pro Minute) u.a.


Relative Abbruchkriterien
Unter diesen Umständen kann ggf. unter Aufsicht weitergemacht werden

  • polymorphe Extrasystolen (ES)
  • Bigeminus (2 VES = ventrikuläre Extrasystolen)
  • Trigeminus (3 VES)
  • Salven (> 3 VES)
  • supraventrikuläre Tachykardie (ohne Angabe der Höhe der Frequenzgrenzen in den Leitlinien) u.a.

Pocket-Leitlinie: Kardiomyopathien - Leitlinien für das Management von Kardiomyopathien (Version 2023)
Meder B, Eckardt L, Falk V et al. Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V. (2023) - ESC Pocket Guidelines, Börm Bruckmeier Verlag GmbH
https://leitlinien.dgk.org/2024/pocket-leitlinien-kardiomyopathien-version-2023/

2023 ESC Guidelines for the management of cardiomyopathies
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https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehad194

Pocket-Leitlinie: Ventrikuläre Arrhythmien und Prävention des plötzlichen Herztodes (Version 2022)
Eckardt L, Bosch R, Falk V, et al. Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V. (2023) - ESC Pocket Guidelines, Börm Bruckmeier Verlag GmbH
https://leitlinien.dgk.org/2023/pocket-leitlinie-ventrikulaere-arrhythmien-und-praevention-des-ploetzlichen-herztodes-version-2022/

2022 ESC Guidelines for the management of patients with ventricular arrhythmias and the prevention of sudden cardiac death
Zeppenfeld K, Tfelt-Hansen J, de Riva M et al. Eur Heart J. 2022 Oct 21;43(40):3997-4126
https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehac262

2019 HRS expert consensus statement on evaluation, risk stratification, and management of arrhythmogenic cardiomyopathy
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Safety and Utility of Cardiopulmonary Exercise Testing in Arrhythmogenic Right Ventricular Cardiomyopathy/Dysplasia
Scheel PJ 3rd, Florido R, Hsu S. et al. J Am Heart Assoc. 2020 Feb 4;9(3):e013695
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Manual zum Stellenwert der Ergometrie (Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V.)
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https://leitlinien.dgk.org/2018/manual-zum-stellenwert-der-ergometrie/

Leitlinien zur Ergometrie
Trappe HJ, Löllgen H. Zeitschrift für Kardiologie, Band 89:821-837 (2000)
https://leitlinien.dgk.org/files/2000_Leitline_Ergometrie.pdf


Letzte Aktualisierung: 01.10.2024

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