Rehabilitation

Obwohl ARVC-Betroffene keine “klassischen” Reha-Patienten sind, kann es Situationen geben, in denen eine Reha-Maßnahme auch für ARVC-Patienten sehr hilfreich ist.

Ziele einer Reha

Eine Reha dient allgemein dazu,

  • die Erwerbs- und Arbeitsfähigkeit (teilweise oder vollständig) wiederherzustellen oder
  • den dauerhaften Eintritt einer Behinderung oder Pflegebedürftigkeit zu vermeiden oder
  • mit den Folgen einer chronischen Erkrankung besser zurechtzukommen und weiterhin möglichst selbstständig leben zu können

Eine Reha als ARVC-Patient?

Der Nutzen einer Reha 

Die Gründe für eine Reha können vielfältig sein, z.B.:

  • Entwicklung beruflicher Perspektiven
  • In geschütztem Rahmen Zutrauen zum eigenen Körper gewinnen
  • Den ganzen Körper im Blick behalten:
    • Hilfe bei Ernährungsumstellung und/ oder Gewichtsabnahme
    • Förderung von Beweglichkeit & Koordination
    • Kräftigung der Muskulatur/ Erlernen herzschonender Übungen und Atemtechniken
  • Bewegung ohne Leistungsgedanken – Freude und Spaß in der Gruppe erleben
  • Erlernen von Entspannungsverfahren
  • Psychische Verarbeitung der Erkrankung (z.B in psychokardiologischer Reha)
  • Abstand vom Alltag – Hilfe bei einer Neuorientierung
  • Austausch mit anderen Herzpatienten

Überlegen Sie sich am besten im Voraus, was Sie persönlich mit einer Reha erreichen möchten. Daraus ergibt sich, welche Fachrichtung dafür in Frage kommt, welche Form der Reha und welcher Ort am besten geeignet ist. 

Schwierigkeiten für ARVC-Patienten

Ein Problem für ARVC-Patienten ist, dass viele Rehakliniken auf die Bedürfnisse anderer, häufigerer Herz-Erkrankungen zugeschnitten sind. So werden Sie in einer kardiologischen Reha vor allem viele Patienten mit koronarer Herzkrankheit oder einer neuen Herzklappe treffen. Das macht sich meist sowohl in der Altersstruktur als auch in den vermittelten Empfehlungen und zentralen Themen bemerkbar. 

Während es für einen großen Teil dieser Herzpatienten darum geht, ein regelmäßiges Ausdauertraining aufzunehmen, sich mehr zu bewegen, ggf. auch Übergewicht abzubauen, ist der Fall für ARVC-Betroffene meist gerade andersherum: das ehemalige Sportpensum muss häufig gesenkt und ein neuer Umgang mit dieser Situation erlernt werden. Falls diese etwas anderen Voraussetzungen für ARVC-Patienten in der Reha-Klinik nicht bekannt sind, ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass eine körperliche Überlastung unbedingt zu vermeiden ist und auch selbst keinen falschen Ehrgeiz an den Tag zu legen! Ggf. kann für entsprechende Informationen auch auf unsere Website verwiesen werden.

Kostenträger

Kostenträger sind je nach Situation (erwerbstätig / in Rente, Pflegebedürftigkeit, Eltern mit Kindern) die Rentenversicherung, die Krankenkasse und/ oder die Beihilfe.

Arten der Reha

Zu unterscheiden sind:

Anschlussheilbehandlung (AHB)

  • während eines Krankenhausaufenthalts von der Klinik veranlasst
  • direkter oder schnellstmöglicher Beginn nach dem Krankenhausaufenthalt 
  • nur in bestimmten Fällen möglich (z.B. nach bestimmten Operationen)


Medizinische Reha

  • Antragstellung in Absprache mit Klinik, Hausarzt/ Facharzt (z.B. Kardiologen), die mit ärztlichen Gutachten, Befunden etc. unterstützen
  • zwischen zwei Maßnahmen müssen 4 Jahre Abstand liegen

Beide Formen können sowohl stationär als auch ambulant durchgeführt werden. 

Antragstellung

Für die Antragstellung gibt es Vordrucke verschiedener Kostenträger (Krankenkasse oder Rentenversicherung), die teils auch online vom Betroffenen selbst abgegeben werden können. Während eines Krankenhausaufenthalts und im Rahmen einer AHB ist normalerweise der Sozialdienst der Klinik dabei behilflich.

Gründe für eine Ablehnung des Antrags
  • eine ambulante Behandlung am Wohnort unter haus-/fachärztlicher Betreuung und z.B. Teilnahme an einer Herzsportgruppe wird vom Kostenträger als ausreichend erachtet
  • eine ambulante Reha in einer entsprechenden Einrichtung wird als ausreichend angesehen
  • die letzte Reha liegt noch keine 4 Jahre zurück
  • Reha-Fähigkeit liegt nicht vor (z.B. wenn die Erkrankung zu schwer ist)
  • versicherungsrechtliche Gründe

Was tun bei Ablehnung?

Bei Ablehnung des Reha-Antrags lohnt es oft, Widerspruch einzulegen und dabei

  • Krankheitsbild, Beeinträchtigungen und körperliche wie psychische Folgen deutlich zu schildern
  • die Notwendigkeit genau und umfassend zu begründen
  • zusätzliche Befunde von Fachärzten einzureichen
  • wenn die letzte Reha noch keine 4 Jahre zurückliegt: neu aufgetretene Beschwerden, Krankheitsbilder oder Komplikationen darzustellen

Fachliche Ausrichtung

Welchen Schwerpunkt die Reha haben sollte, ergibt sich aus den aktuellen, individuellen Problemen. Im Optimalfall können bei der Wahl des Hauses auch Begleiterkrankungen berücksichtigt werden (z.B. orthopädische, rheumatische oder sonstige Beschwerden). 

Einigen ARVC-Patienten wird der Aufenthalt in einer kardiologischen Rehabilitationsklinik empfohlen, z.B. nach Implantation eines Defibrillators, nach einem überlebten plötzlichen Herztod oder wegen einer Herzschwäche. 

Das Programm besteht dabei aus Elementen der Bewegungstherapie, Atemtherapie, physikalischer Therapie, Entspannungsverfahren, Ernährungsberatung und verschiedenen Schulungen. Auch ist meist eine Beratung durch den Sozialdienst oder durch einen Psychologen/ Psychotherapeuten möglich.

Dauer der Reha
Eine kardiologische Reha dauert in der Regel 3 Wochen, eine Verlängerung ist in Ausnahmefällen (mit einer entsprechenden ärztlichen Begründung) möglich.

Für einige ARVC-Patienten kann der Aufenthalt in einer psychokardiologischen Rehabilitationsklinik sinnvoll sein. Eine spezielle psychokardiologische Reha gibt es in dieser Form noch nicht lange und ist daher auch nicht überall bekannt. Sie ist dann indiziert, wenn sowohl eine kardiologische Erkrankung als auch seelische Probleme / eine psychische Erkrankung (z.B. wegen durch die Erkrankung ausgelösten großen Ängsten, Panikattacken, Angstzuständen wegen wiederholter ICD-Schocks, nach einem überlebten plötzlichen Herztod oder einem ARVC-bedingten Todesfall in der Familie) vorliegen. Nur wenige Kliniken in Deutschland bieten ein solches Programm an.

Dauer der Reha
Eine psychokardiologische Reha dauert in der Regel 5 Wochen, eine Verlängerung ist in Ausnahmefällen (mit einer entsprechenden ärztlichen Begründung) möglich.

Kombination zweier Fachbereiche 
Die Mehrheit der Kliniken mit einem psychokardiologischen Angebot verfügt sowohl über eine psychosomatische als auch eine kardiologische Abteilung. Inhalte können dann aus beiden Fachrichtungen nach Bedarf kombiniert werden. Zudem gibt es in der Regel indikationsspezifische psychotherapeutische Gruppentherapie, die auf Patienten mit Herzerkrankung ausgerichtet ist. Die Konzepte enthalten meist verhaltenstherapeutische oder tiefenpsychologisch fundierte Elemente. Ein Blick auf die Internetpräsenzen schafft einen Einblick in die jeweiligen Konzepte.

Vorsicht
Eine psychokardiologische Reha ist nicht ausreichend, wenn intensiver Betreuungsbedarf oder eine akute psychische Krise besteht.

Auswahl der Klinik

Schließt sich die Maßnahme als AHB an einen Aufenthalt im Krankenhaus an, ist meist der Sozialdienst der Klinik bei der Auswahl einer passenden Klinik behilflich. Bei einer medizinischen Reha weist in der Regel der zuständige Versicherungsträger eine Einrichtung zu, die für die Indikation geeignet, kostengünstig und nicht zu weit entfernt ist.

Soll das Ziel eine ganz bestimmte Reha-Klinik sein, können Sie vom sogenannten “Wunsch- und Wahlrecht” Gebrauch machen und den Wunsch vorab dem Kostenträger mitteilen. Die Klinik muss dabei für die Erkrankung geeignet sein, einen Versorgungsvertrag mit dem Kostenträger haben und bestimmten Qualitätsstandards entsprechen. Sollte trotzdem ein anderes (weniger geeignetes) Haus zugeteilt werden, ist es möglich, Widerspruch einzulegen und zu begründen, warum die ursprünglich gewünschte Rehaklinik geeigneter ist.


Erfahrung mit Kardiomyopathie-Patienten

Achten Sie bei der Auswahl der Klinik darauf, dass ausdrücklich Erfahrungen mit Kardiomyopathie-Patienten vorliegen. Orientierende Informationen dazu finden sich oft auf der Internetpräsenz der Häuser. Um Details über Fallzahlen und Konzept zu erfahren, hilft manchmal ein Blick in den Qualitätsbericht der Klinik, der häufig auch online zur Verfügung gestellt wird. Allerdings heißt “Erfahrung mit Kardiomyopathie-Patienten” nicht zwangsläufig “Erfahrung mit ARVC-Patienten”, da andere Kardiomyopathien wie HOCM oder DCM häufiger sind als ARVC. Im Zweifelsfall fragen Sie telefonisch in der Klinik an. 

Mehr erfahren

Website der Deutschen Rentenversicherung (letzter Zugriff: 15.08.2024)
https://www.deutsche-rentenversicherung.de


Letzte Aktualisierung: 07.10.2024

Die Informationen dieser Website ersetzen keine ärztliche Beratung. Jeder Fall ist individuell. Gesamteinschätzung, Diagnose und Auswahl einer angemessenen Therapie gehören daher immer in die Hände eines erfahrenen Arztes. Gerne helfen wir, Kontakt zu Expertenzentren herzustellen.