Psychotherapie

Ein vertiefter Umgang mit der Herzkrankheit kann im Rahmen einer Psychotherapie stattfinden. Idealerweise ist das in einem gewohnten Umfeld, z.B. am Wohnort möglich. Da auch Angehörige von Herzpatienten häufig psychosomatische Beschwerden entwickeln, kann es hilfreich sein, wenn Ehepartner oder Familienmitglieder in die Therapie einbezogen werden.

Wann sollte ich professionelle Hilfe suchen? 

Die meisten Menschen verfügen über Strategien und Ressourcen, Krisen eigenständig und mithilfe ihres sozialen Netzwerks zu bewältigen. Stellen Sie fest, auch nach einiger Zeit nicht aus dem “Loch” herauszukommen, sich immer mehr zurückzuziehen, alltägliche Dinge nicht mehr zu bewältigen, nach wie vor stark mit der Erkrankung beschäftigt zu sein, kann es hilfreich sein, psychotherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Wichtig sind dabei die eigene Motivation und ein Wunsch nach Veränderung der Situation.

Akute Krisen

In einer psychischen Notsituation, in der die akute Stabilisierung im Vordergrund steht, wenden Sie sich bitte an Kliniken und Ambulanzen, Traumhilfezentren und psychiatrische Krisendienste.

Welche Arten der Psychotherapie gibt es? 

Es gibt verschiedene Arten der Psychotherapie. Zu den von den Krankenkassen anerkannten Richtlinien-Verfahren gehören die Verhaltenstherapie, tiefenpsychologische Psychotherapie, Psychoanalyse und die systemische Therapie. Die Verhaltenstherapie ist dabei das am meisten eingesetzte Verfahren.

Innerhalb dieser Richtlinien-Verfahren ist auch EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) als wirksame Methode bei posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) anerkannt. Um sie anzuwenden, muss der Psychotherapeut über eine entsprechende Ausbildung verfügen.

Darüber hinaus gibt es Therapieverfahren, die durch die Krankenkasse nicht erstattet werden (z.B. Gestalttherapie, Logotherapie).

Sollte der Psychotherapeut ein spezieller Psychokardiologe sein?

Was Psychokardiologie ist erfahren Sie hier.

Es ist vorteilhaft, aber nicht unbedingt notwendig, dass der Psychotherapeut einen speziellen psychokardiologischen Schwerpunkt hat. Psychotherapeuten können sich in aller Regel gut auf Bedürfnisse und Nöte verschiedener Menschen einstellen und somit auch auf die Problematiken eines Herzpatienten eingehen. Wichtig ist, dass Sie sich persönlich gut aufgehoben fühlen und dass die Chemie zwischen dem Therapeuten und Ihnen stimmt. 

Gibt es einen Psychokardiologen in der Nähe, kann dies allerdings eine gute Anlaufstelle sein. Auf der Homepage des Informationsportals Psychokardiologie (verantwortlich: Prof. Dr. med. Herrmann-Lingen, Universitätsmedizin Göttingen) finden Sie eine Übersicht von speziell psychokardiologisch ausgerichteten Psychotherapeuten.

Wie läuft eine Psychotherapie ab und wie beantrage ich sie? 

Informationen zum Prozedere und Hilfe bei der Suche nach einem Therapieplatz liefert z.B. die Informationsseite der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK).

Einen guten Überblick zum Thema bietet außerdem die Seite des Psychotherapie Informationsdienstes (verantwortlich: Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V. BDP und seiner Tochtergesellschaft Deutsche Psychologen Akademie GmbH DPA).

Was tun, wenn ambulante Therapie nicht ausreicht? 

In manchen Fällen reicht ambulante Therapie nicht aus, um eine Krise zu überwinden, eingefahrene Verhaltensweisen zu durchbrechen und wieder im Alltag zurechtzukommen. Auch kann es beispielsweise in der Wartezeit auf einen Therapieplatz zu schwerwiegenden Verschlechterungen kommen, die sofortiger Behandlung bedürfen.
In Absprache mit dem betreuenden Arzt oder Psychotherapeuten kann dann ein stationärer Aufenthalt in einer Klinik der richtige Schritt sein, um die aktuelle Problematik intensiv anzugehen. Auch eine psychosomatische oder psychokardiologische Reha-Maßnahme kann eine Option darstellen. 

Die Zeitspanne bis zur Genehmigung des Antrags und bis zum Freiwerden eines Klinik- oder Rehaplatzes kann oft mehrere Monate in Anspruch nehmen. 

Unterscheidung von somatischen und psychosomatischen Beschwerden

Achten Sie darauf, dass Sie sich bei Ihrem Psychotherapeuten mit Ihrer Grunderkrankung und Ihren Beschwerden ernst genommen fühlen. Vielleicht ist auch für den Psychotherapeuten ein Blick auf unsere Internetseiten interessant, um sich über die Erkrankung zu informieren.

So lässt sich leichter herausfinden,

  • welche Symptome körperliche Ursachen haben und welche psychosomatisch bedingt sein könnten
  • welche Verhaltensweisen krankheitsbedingt empfohlen sind und welche Einschränkungen sich durch ein zusätzliches Vermeidungsverhalten, z.B. aufgrund von übergroßer Angst, entwickelt haben.

Ein wichtiges Ziel könnte sein, den eigenen Spielraum wieder zu erweitern, ohne die Gesundheit dabei zu gefährden. 

Mehr erfahren


FAQ – Häufig gestellte Fragen

Oft kann es schwierig sein, in absehbarer Zeit einen Therapieplatz in der Nähe zu finden. Lange Wartezeiten sind keine Seltenheit. Wenn eigene Bemühungen erfolglos blieben auch die Terminvermittlung/ Terminservicestelle der Kassenärztlichen Vereinigung keinen Platz vermitteln kann, gibt es noch die Möglichkeit einer Behandlung in einer Privatpraxis per Kostenerstattungsverfahren. Die Genehmigung hierfür muss vorab bei der gesetzlichen Krankenkasse beantragt werden.

Weitere Informationen dazu erhalten Sie hier:

Information der DPtV (Deutsche Psychotherapeuten Vereinigung) - PDF

Seite des psychotherapeutischen Informationsdienstes (verantwortlich: Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V. BDP und seiner Tochtergesellschaft Deutsche Psychologen Akademie GmbH DPA)


Letzte Aktualisierung: 07.10.2024

Die Informationen dieser Website ersetzen keine ärztliche oder psychotherapeutische Beratung. Jeder Fall ist individuell. Gesamteinschätzung, Diagnose und Auswahl einer angemessenen Therapie gehören daher immer in die Hände eines erfahrenen Arztes oder Psychotherapeuten.