Das MRT ist als bildgebendes Verfahren mittlerweile der Goldstandard in der bildgebenden Diagnose von ARVC und spielt darüber hinaus eine wichtige Rolle bei der Überwachung des Krankheitsverlaufs.
Die Leitlinien der European Society of Cardiology von 2022 und 2023 empfehlen bei dem Verdacht auf ARVC und anderer Kardiomyopathien mit der höchsten Empfehlungsstufe, ein MRT durchzuführen.
Die Befunde im MRT gehen je nach Ausmaß als Haupt- oder Nebenkriterium in die Diagnosekriterien für ARVC ein.
Synonyme
- MRT (Magnetresonanztomographie)
- Kernspintomographie (kurz: “Kernspin”)
- MRI (Magnetic Resonance Imaging, engl., auch in der Schweiz gebräuchlich)
- CMR (Cardiovascular Magnetic Resonance, engl.)
- NMR (Nuclear Magnetic Resonance, engl.)
eigentlich der physikalische Effekt, auf dem die Funktionsweise des MRT beruht
wird aber auch als Synonym für die Untersuchung selbst verwendet
Was kann man im MRT sehen?
Bei ARVC und anderen Kardiomyopathien wird vor allem auf die Größe der Herzkammern, die Bewegungen der Herzwand, eventuelle Aussackungen der Wand und den Blutfluss durch die Herzklappen geachtet.
Ein weiterer wichtiger Parameter ist die Auswurfleistung (Ejektionsfraktion) der rechten und linken Herzkammer, die ein Maß für die Pumpleistung ist und eine Herzschwäche entdecken oder ausschließen kann. Außerdem kann man im MRT Narben und Entzündungen im Herzmuskel erkennen.
Auch ein ringförmiges Muster (engl. ringlike pattern) in der äußeren Wand der Herzkammer kann auf eine (meist beidseitig ausgeprägte) arrhythmogene Kardiomyopathie hindeuten.
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Fachartikel Diagnose
Vortragsfolien „Diagnose der ARVC – Schwerpunkt MRT“, Prof. Dr. med. Jeanette Schulz-Menger (2023)
Video des Vortrags „Diagnose der ARVC – Schwerpunkt MRT“, Prof. Dr. med. Jeanette Schulz-Menger (2023)
FAQ MRT – Häufig gestellte Fragen
Im Gegensatz zum Computertomographen (CT) arbeitet das MRT mit Magneten und nicht mit ionisierenden Strahlen, so dass keinerlei Strahlenbelastung des Körpers durch das MRT erfolgt.
Bei ARVC / ACM erfolgt das MRT in der Regel mit Kontrastmittelgabe, da nur damit eine genaue Beurteilung der Struktur des Herzmuskels erfolgen kann.
Zunächst wird man gebeten, in einer verschließbaren Umkleidekabine Oberbekleidung, Schuhe sowie alle Gegenstände aus Metall (z.B. Schmuck, Ehering, Gürtel, Brille, Hörgeräte, Haarspangen), abzulegen. Auch Handys, Münzen und Scheckkarten müssen dort zurückgelassen werden.
Im Untersuchungsraum wird man bequem auf dem Untersuchungstisch des MRT-Geräts gelagert. Wegen der späteren Kontrastmittelgabe wird ein intravenöser Zugang (eine Nadel in eine Vene der Hand oder des Arms) gelegt. Zur Überwachung in der MRT-Röhre wird meist ein EKG angelegt, und man erhält wegen der lauten Geräusche einen Kopfhörer. Über eine Audioanlage ist man mit dem Untersuchenden verbunden und kann mit ihm jederzeit kommunizieren. Der Innendurchmesser des MRT-Geräts ist sehr geräumig, so dass die Untersuchung sogar bei Platzangst (Klaustrophobie) in der Regel gut möglich ist. In manchen Kliniken oder Praxen besteht die Möglichkeit, während der Untersuchung mit Hilfe einer Spiegelbrille zur Entspannung Bilder zu betrachten.
Die Untersuchung selbst dauert in Abhängigkeit von der Fragestellung mindestens 30-50 Minuten, manchmal auch eine Stunde. Während dieser Zeit bekommt man immer wieder Anweisungen zum Luftanhalten und Weiteratmen, damit die Bildqualität nicht durch die Atembewegungen des Brustkorbs gestört wird. Sauerstoffgabe und Notfallversorgung ist zu jedem Zeitpunkt gewährleistet, unter anderem durch eine Notfallklingel, die man jederzeit drücken kann.
Da ein Kardio-MRT, bei der eine ARVC diagnostiziert oder ausgeschlossen werden soll, eine sehr ausführliche Begutachtung benötigt, bekommt man den Befund des MRT in der Regel erst später schriftlich oder in einem späteren Arztgespräch mitgeteilt und nicht sofort in die Hand.
Nein, in der Regel muss man für ein Kardio-MRT nicht nüchtern sein, außer es wird Ihnen explizit im Vorfeld der Untersuchung mitgeteilt.
Vorteile:
- Bildgebende Methode der Wahl bei der Diagnosestellung von ARVC / ACM
- nicht-invasiv
- genauere Bildgebung und Messwerte als beim Echo (höhere Sensitivität)
- bessere Reproduzierbarkeit als beim Echo
Nachteile:
- teuer
- hoher Zeit- und Geräteaufwand
- hohe Qualitätsanforderungen an die Methodik
- meist Kontrastmittelgabe nötig
- Bei ICD-Trägern aufwändige Durchführung und schlechtere Bildqualität (Artefakte)
- Schwierigere Interpretation bei Herzrhythmusstörungen
Das Kontrastmittel reichert sich in bestimmten Strukturen des Herzmuskels an und macht dadurch entzündliche Prozesse und Narben frühzeitig sichtbar, oft noch bevor es Veränderungen in Echokardiographie (Herzultraschall) oder im EKG gibt. Durch geeignete Sequenzen werden Areale unterschiedlich dargestellt: nichtanreichernde Areale erscheinen schwarz, anreichernde Areale weiß. Ohne das Kontrastmittel kann man frühe Anzeichen der Erkrankung nicht erkennen, und nur mit Kontrastmittel sieht man die Narben, die für gefährliche Herzrhythmusstörungen verantwortlich sein können.
Das LGE ist eine Signalanhebung, die auch spät (10-15 min.) nach Kontrastmittelgabe (gebundenes Gadolinium) noch sichtbar ist (late Enhancement). Es findet sich bei ACM meist subepikardial, das heißt im Bereich des Epikards (in der äußeren Schicht des Herzmuskels unter der Hülle, die das Herz umgibt) oder mittmyokardial (der mittleren Schicht der Herzmuskulatur).
Das LGE kann das erste Zeichen einer beginnenden ACM sein und ist deshalb in der Frühdiagnose und Überwachung von Mutationsträgern besonders wichtig. Es spielt eine besondere Rolle bei der Diagnose und Überwachung bestimmter Formen (z.B. linksbetonte bzw. beidseitige Formen) oder Genvarianten bei ACM, auch wenn das in den Diagnosekriterien von 2010 noch nicht berücksichtigt ist. Das Vorhandensein und Ausmaß von LGE ist ein Marker für Narben im Herzmuskel. Da diese zu gefährlichen Herzrhythmusstörungen führen können, kann das LGE sozusagen als Frühwarnfaktor dienen.
Mehr zum LGE im Teil Fachwissen Bildgebende Verfahren.
Es gibt keine Hinweise, dass MRT mit Kontrastmittel einen schädlichen Einfluss auf den Fetus haben. Trotzdem sollte ein MRT in der Schwangerschaft nur durchgeführt werden, wenn es einen wichtigen Grund dafür gibt. Einem CT oder anderen bildgebenden Verfahren, die ionisierende Strahlen verwenden, ist ein MRT bei strenger Indikationsstellung aber in jedem Fall vorzuziehen.
Ja, das kann man. Allerdings wird stillenden Müttern meist wegen der Kontrastmittelgabe eine Stillpause von 24 Stunden empfohlen. Für diese Zeit sollte abgepumpte Milch vorab bereitgestellt werden.
In den Medien gibt es verunsichernde Berichte über Nebenwirkung des Kontrastmittels Gadolinium, das beim Kardio-MRT verwendet wird. Diese beziehen sich meist auf ältere Berichte, als noch eine andere (lineare) Zubereitung des Kontrastmittels verfügbar war. Diese wurde 2018 vom Markt genommen.
Seit der Verwendung der kreisförmigen (makrozyklischen) Zubereitung ist die bereits vorher sehr seltene, aber schwerwiegend Nebenwirkung der Niere (NFS) weltweit nicht mehr aufgetreten. Auch eine Anreicherung im Gehirn wurde mit der neuen Zubereitung nicht nachgewiesen (Berichte beziehen sich auf Tierversuche, bei denen das Kontrastmittel in sehr hohen Dosierungen verwendet wurde.
Bei normaler Nierenfunktion (die man am normalen Kreatininwert im Blut erkennt) wird das Gadolinium schnell wieder ausgeschieden, und Langzeitwirkungen sind in der Regel nicht zu befürchten.
Pocket-Leitlinie: Kardiomyopathien - Leitlinien für das Management von Kardiomyopathien (Version 2023)
Meder B, Eckardt L, Falk V et al. Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V. (2023) - ESC Pocket Guidelines, Börm Bruckmeier Verlag GmbH
https://leitlinien.dgk.org/2024/pocket-leitlinien-kardiomyopathien-version-2023/
2023 ESC Guidelines for the management of cardiomyopathies
Arbelo E, Protonotarios A, Gimeno JR et al. ESC Scientific Document Group, Eur Heart J. 2023 Aug 25:ehad194
https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehad194
Pocket-Leitlinie: Ventrikuläre Arrhythmien und Prävention des plötzlichen Herztodes (Version 2022)
Eckardt L, Bosch R, Falk V, et al. Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V. (2023) - ESC Pocket Guidelines, Börm Bruckmeier Verlag GmbH
https://leitlinien.dgk.org/2023/pocket-leitlinie-ventrikulaere-arrhythmien-und-praevention-des-ploetzlichen-herztodes-version-2022/
2022 ESC Guidelines for the management of patients with ventricular arrhythmias and the prevention of sudden cardiac death
Zeppenfeld K, Tfelt-Hansen J, de Riva M et al. Eur Heart J. 2022 Oct 21;43(40):3997-4126
https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehac262
2019 HRS expert consensus statement on evaluation, risk stratification, and management of arrhythmogenic cardiomyopathy
Towbin JA, McKenna WJ, Abrams DJ et al. Heart Rhythm Volume 16, ISSUE 11, e301-e372, November 01, 2019
https://doi.org/10.1016/j.hrthm.2019.05.007
Association Between MRI Exposure During Pregnancy and Fetal and Childhood Outcomes
Ray JG, Vermeulen MJ, Bharatha A et al. JAMA. 2016 Sep 6;316(9):952-61
https://doi.org/10.1001/jama.2016.12126
Letzte Aktualisierung: 26.11.2024
Fachliche Überprüfung: Prof. Dr. med. Jeanette Schulz-Menger
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