Ein Defibrillator gibt Elektroschocks ab, die bei einer lebensgefährlichen Herzrhythmusstörung den natürlichen Rhythmus („Sinusrhythmus“) wiederherstellen sollen. Er schützt vor einem plötzlichen Herztod.
Man unterscheidet externe Defibrillatoren (Automatisierter externer Defibrillator, AED), wie man sie von einem Notarzteinsatz und aus Film und Fernsehen kennt, und implantierbare Defibrillatoren (Implantierbarer Cardioverter/Defibrillator, ICD), von den Betroffenen meist mit „Defi“ abgekürzt.
Wer braucht einen implantierten ICD?
Bei ARVC kann es unter Umständen passieren, dass Ihnen geraten wird, sich einen Defi implantieren zu lassen. Diese Empfehlung gründet meist auf einer sorgfältigen ärztlichen Risikoabwägung. Bei Betroffenen mit einem hohen Risiko schützt der Defi im Notfall vor einem plötzlichen Herztod. Andererseits sollte kein ICD implantiert werden, wenn kein zwingender Grund vorliegt.
Nicht immer ist die Risikoeinschätzung einfach. Zwar gibt es einige eindeutige Indikationen für einen Defi wie beispielsweise ein überlebter plötzlicher Herztod, eine ausgeprägte Herzschwäche oder ein hohes Risiko für gefährliche Herzrhythmusstörungen (abhängig von Alter, Geschlecht, der spezifischen Genvariante, falls bekannt u.a.). Auch gibt es Konstellationen, in denen ein ICD nicht notwendig ist, z.B. bei reinen Genvariantenträgern, die weder Symptome noch auffällige Befunde aufweisen, oder PatientInnen mit milder Symptomatik. Dazwischen liegt allerdings eine Grauzone, in der es einen großen Ermessensspielraum gibt („ICD kann oder sollte implantiert werden“).
- WICHTIG
Im Zweifelsfall kann es angeraten sein, die ICD-Indikation von einem erfahrenen ARVC-Spezialisten überprüfen zu lassen. Bei ganz eindeutigen Indikationen wie zum Beispiel nach einem überlebten plötzlichen Herztod ist das nicht notwendig.
Defi-Empfehlung – was nun?
Wenn Ihnen ein Defi empfohlen wurde, ist das zwar ein großer Einschnitt ins Leben, aber noch kein Weltuntergang. In der Regel können Sie mit einem Defibrillator Ihren Alltag ganz normal weiter bestreiten. Sie tragen nun sozusagen einen eingebauten Notarzt mit sich herum, der Ihre ganz persönliche „Lebensversicherung“ ist.
Ungefähr 40 – 50 % unserer Betroffenen mit gesicherter Diagnose haben einen Defi. Viele leben jahrelang mit ihm, ohne dass er je eingreifen müsste. Unzähligen Betroffenen hat er aber bereits einmal oder mehrfach das Leben gerettet.
Welche Arten von implantierbaren Defibrillatoren gibt es?
Welche Art von Defibrillator für einen ARVC-Patienten sinnvoll ist, der konventionelle transvenöse ICD oder der subkutane ICD (S-ICD), möglicherweise in seltenen Fällen auch der neue extravaskuläre ICD (zu dem es allerdings noch sehr wenige Studien gibt), sollte in enger Absprache mit dem behandelnden Arzt entschieden werden. Die Entscheidung ist abhängig vom Alter, dem individuellen Risikoprofil und etwaigem Zusatznutzen, zum Beispiel wenn eine Therapiefunktion (antitachykardes Pacing oder ATP) sinnvoll ist oder gleichzeitig ein Herzschrittmacher benötigt wird.
Laien verwechseln Defis oft mit einem konventionellen Herzschrittmacher. Dieser sieht im Prinzip genauso aus wie der transvenöse ICD, gibt aber nur den Takt des Herzens vor und kann keine Schocks abgeben. Es gibt allerdings transvenöse ICDs mit mehreren Sonden, die eine Kombination aus Defibrillator und Schrittmacher darstellen.
Transvenöser ICD
(TV-ICD)
Subkutaner ICD
(S-ICD)
Extravaskulärer ICD
(EV-ICD)
Tragbare Defibrillator-
weste (WCD)
Mehr erfahren
Rund um die ICD-Implantation
ICD und Sport
Reisen mit ICD
Medizinische Abkürzungen
Medizinische Fachbegriffe
Fachartikel ICD
Vortragsfolien „Devices – alles rund um Defibrillatoren, Eventrecorder und Co.”, Dr. Eimo Martens (2019)
Video des Vortrags „Device-Therapie – ICD, Eventrecorder, Wearables”, Dr. Eimo Martens (2022)
Video der Podiumsdiskussion „ICD – meine Lebensversicherung”, mit Jonas P., Dr. Eimo Martens, Ulrike Ostner (2023)
Fachwissen Risikoeinschätzung
ICD und psychische Unterstützung
Buch-Tipp „Gut leben mit dem Defibrillator“, Birgit Schlepütz, Herz in Takt Defi-Liga e. V. (2021)
FAQ Defibrillator – Häufig gestellte Fragen
Ein AED ist ein handliches medizinisches Gerät, mit dem auch Laien eine Wiederbelebung mittels Elektroschocks durchführen können, um bewusstlosen Menschen mit gefährlichen Herzrhythmusstörungen das Leben zu retten. AEDs sind mittlerweile im ÖPNV, an vielen öffentlichen Gebäuden, Sportplätzen, Schulen etc. verfügbar. Man kann bei der Bedienung eigentlich nichts falsch machen, weil der Ablauf durch eine in das Gerät integrierte Stimme minutiös erklärt wird. Scheuen Sie sich also nicht, im Notfall einen AED zu benutzen.
Nein. Selbst wenn man einen Angehörigen mit einer potentiell lebensbedrohlichen Herzerkrankung hat, ist ein AED keine Kassenleistung. Denn entweder es besteht ein deutlich erhöhtes Risiko für lebensgefährliche Herzrhythmusstörungen hat, dann sollte ein ICD implantiert werden, der in allen Lebenslagen, auch im Schlaf, einsatzfähig ist. Oder das Risiko ist so gering, dass die Kosten für einen AED aus Sicht der Krankenkassen nicht gerechtfertigt sind.
Trotzdem legen sich gelegentlich Angehörige mit einem erhöhten Sicherheitsbedürfnis auf eigene Kosten einen AED zu. Man muss allerdings bedenken, dass man ihn vielleicht gerade dann, wenn man ihn brauchen würde, nicht in der Nähe hat. Trägt das Wissen, einen AED in der Hinterhand zu haben, zu Beruhigung und Wohlbefinden beiträgt, so kann er umgekehrt bei anderen dauerhaft Ängste und psychischen Stress auslösen.
Implantable cardioverter defibrillator use in arrhythmogenic right ventricular cardiomyopathy in North America and Europe
Carrick RT, De Marco C, Gasperetti A et al. Eur Heart J. 2024 Jan 9:ehad799
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Pocket-Leitlinie: Kardiomyopathien - Leitlinien für das Management von Kardiomyopathien (Version 2023)
Meder B, Eckardt L, Falk V et al. Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V. (2023) - ESC Pocket Guidelines, Börm Bruckmeier Verlag GmbH
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Arbelo E, Protonotarios A, Gimeno JR et al. ESC Scientific Document Group, Eur Heart J. 2023 Aug 25:ehad194
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Pocket-Leitlinie: Fahreignung bei kardiovaskulären Erkrankungen (Version 2023)
Klein HH, Eckardt L, Perings C; Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz-und Kreislaufforschung e.V. (2023) Pocket-Leitlinien
https://leitlinien.dgk.org/2023/pocket-leitlinie-fahreignung-bei-kardiovaskulaeren-erkrankungen-version-2023/
Vortrag „Device-Therapie – ICD, Eventrecorder, Wearables“
Dr. med. Eimo Martens, Oberarzt und Device-Spezialist am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München
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Pocket-Leitlinie: Ventrikuläre Arrhythmien und Prävention des plötzlichen Herztodes (Version 2022)
Eckardt L, Bosch R, Falk V, et al. Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V. (2023) - ESC Pocket Guidelines, Börm Bruckmeier Verlag GmbH
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Vortrag „Devices – alles rund um Defibrillatoren, Eventrecorder und Co.“
Dr. med. Eimo Martens, Oberarzt und Device-Spezialist am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München
Vortragsveranstaltung für die ARVC-Selbsthilfe, Unterschleißheim, 14.09.2019
Vortragsfolien
Herzschrittmacher und Defibrillator: G-BA beschließt Anspruch auf Zweitmeinung
Deutsches Ärzteblatt online vom 19.05.2022
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/134386/Herzschrittmacher-und-Defibrillator-G-BA-beschliesst-Anspruch-auf-Zweitmeinung
A prospective longitudinal study of health-related quality of life and psychological wellbeing after an implantable cardioverter-defibrillator (ICD) in patients with genetic heart diseases
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Smartphones können implantierte Herzschrittmacher beeinflussen
Deutsches Ärzteblatt vom 06.10.2021
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/127940/Smartphones-koennen-implantierte-Herzschrittmacher-beeinflussen
Subcutaneous or Transvenous Defibrillator Therapy
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Elektromagnetische Interferenz von aktiven Herzrhythmusimplantaten im Alltag und im beruflichen Umfeld
Napp A, Kolb C, Lennerz C et al. Kardiologe (2019) 13: 216
https://leitlinien.dgk.org/2019/elektromagnetische-interferenz-von-aktiven-herzrhythmusimplantaten-im-alltag-und-im-beruflichen-umfeld/
E-Autos, Smartphones und Co. – Welche Geräte stören Funktionen von Herzschrittmachern und implantierten Defibrillatoren?
Böhm M (Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung e.V.)
https://idw-online.de/de/news720235
Subkutan implantierbarer Kardioverter-Defibrillator : Aktueller Stand und Ausblick
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Subkutane ICD in Langzeitanwendung zuverlässig
Deutsches Ärzteblatt vom 27. August 2013, News Medizin
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/55646/Subkutane-ICD-in-Langzeitanwendung-zuverlaessig
Safety and Efficacy of a Totally Subcutaneous Implantable-Cardioverter Defibrillator
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Komplett subkutaner Kardioverter-Defibrillator (S-ICD®)
Köbe J, Zumhagen S, Reinke F, Schulze-Bahr E. Herz 2011 · 36:586–591
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Die arrhythmogene rechtsventrikuläre Dysplasie/Kardiomyopathie
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Letzte Aktualisierung: 23.11.2024
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