GENETIK

ARVC / ACM als genetische Erkrankung

ARVC entsteht meist aufgrund einer Genveränderung. Der bisherige Fachbegriff dafür, die Genmutation wird zunehmend verlassen und durch den neutraleren Begriff Genvariante ersetzt. Bei ungefähr 60 – 70 % der diagnostizierten ARVC-Patienten kann derzeit eine solche Variante nachgewiesen werden.

In allen Leitlinien wird bei Verdacht auf oder bei gesicherter Diagnose von ARVC / ACM eine genetische Beratung und ein Gentest empfohlen. Wird eine Genvariante gefunden, wird in der Folge allen Familienangehörigen ersten Grades zu einem Gentest geraten.

In ca. 30 – 40 % der Patienten mit der Verdachtsdiagnose ARVC kann aber keine Genvariante nachgewiesen werden. Ein negativer Gentest (wenn also keine verursachende Variante gefunden wurde) heißt nicht, dass man eine ARVC sicher ausschließen kann. Es besteht zum Beispiel die Möglichkeit, dass ein seltenes ARVC-verursachendes Gen noch gar nicht bekannt ist.
Die Diagnose gilt jedenfalls auch bei fehlendem Genvariantennachweis trotzdem als gesichert, wenn die Diagnosekriterien
zutreffen. Auch kann trotz des Fehlens einer Genvariante eine familiäre Form von ARVC vorliegen. Patienten mit Verdacht auf ARVC und ihre Familienangehörigen sollten also, auch wenn keine Genveränderung gefunden wurde, weiterhin regelmäßig kardiologisch untersucht werden.
Die Prognose unterscheidet sich nicht von ARVC-Patienten mit einer Genvariante, das Risiko ist eher schwieriger einzuschätzen, da über die bekannten Varianten eher spezifische Informationen vorliegen.

Ein negativer Gentest schließt eine familiäre Erkrankung NICHT aus! Jede ARVC / ACM sollte auch bei negativem Gentest so behandelt werden, als sei sie familiär bedingt.

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Erfahren Sie hier mehr zum Erbgang, wie der Gentest abläuft, welche Rolle die Genetik bei der Diagnosestellung spielt, was für und was gegen eine genetische Testung spricht, ob und wann man Kinder testen sollte und was man über die typischen Genvarianten bei ARVC/ACM weiß. Noch mehr spezifisches Wissen gibt es im Fachwissensteil.

Genetische
Testung

Genetische
Diagnosekriterien

Gentest
Pro & Kontra

Gentest
bei Kindern

Genvarianten

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FAQ Genetik – Häufig gestellte Fragen

Definitiv ja! Mehr zu den Besonderheiten der einzelnen Genvarianten finden Sie im Fachwissensteil Spezielle Genvarianten“.

Definitiv ja! Bei ungeklärten Rhythmuserkrankungen mit Synkopen und/oder einem auffälligen EKG werden manchmal nicht nur Gene für eine Erkrankung, sondern für mehrere arrhythmogene Erkrankungen gefunden. Meist haben Patienten mit mehreren Genvarianten auch ein höheres Risiko für gefährliche Herzrhythmusstörungen.

Andererseits kann eine Veränderung in einem bestimmten Gen sich bei einem Patienten wie eine ARVC äußern, beim anderen wie eine andere Herzerkrankung (medizinisch nennt man das „Phänotyp“). Überlappungen gibt es z.B. mit anderen Kardiomyopathien wie HCM oder DCM, aber auch mit Ionenkanalerkrankungen wie Brugadasyndrom, CPVT oder anderen.

Eine ARVC-typische Genvariante zu tragen, heißt noch nicht, ARVC zu haben, sondern nur die Anlage dafür. Erst wenn zusätzlich Symptome oder krankhafte Befunde dazukommen, hat man ARVC (s.a. Diagnosekriterien). Man kann als Anlageträger auch das ganze Leben lang gesund bleiben.
Einen ICD brauchen reine Anlageträger in der Regel nicht (Ausnahmen gibt es lediglich bei bestimmten Hochrisiko-Genvarianten oder einem bekannten sehr hohen Risiko in der Familie).

Diese Formulierung ist irreführend. Wahrscheinlich ist gemeint: Sie haben eine Veränderung in einem ARVC-Gen, eine Genvariante.
Jeder Mensch hat ARVC-Gene und auch Unterschiede in der DNA, die zu verschiedenen Merkmalen beitragen. Die meisten dieser Unterschiede (sogenannte Polymorphismen) bereiten uns keine gesundheitlichen Probleme.
Nur bestimmte Veränderungen in einem der für ARVC typischen Gene (sogenannte Genvarianten oder Genmutationen) führen zu der Erkrankung bzw. der Anlage zu der Erkrankung und werden deshalb als krankheitsauslösend bezeichnet.

Mehr FAQ zum Thema Genetik finden Sie auf den Unterseiten

Gendiagnostik bei kardiovaskulären Erkrankungen – Konsensuspapier der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK), der Gesellschaft für Humangenetik (GfH) und der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie (DGPK)
Schulze-Bahr E, Klaassen S, Gerull B et al., Kardiologie 2023; 17:300–349
https://doi.org/10.1007/s12181-023-00622-3

Pocket-Leitlinie: Kardiomyopathien - Leitlinien für das Management von Kardiomyopathien (Version 2023)
Meder B, Eckardt L, Falk V et al. Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V. (2023) - ESC Pocket Guidelines, Börm Bruckmeier Verlag GmbH
https://leitlinien.dgk.org/2024/pocket-leitlinien-kardiomyopathien-version-2023/

2023 ESC Guidelines for the management of cardiomyopathies
Arbelo E, Protonotarios A, Gimeno JR et al. ESC Scientific Document Group, Eur Heart J. 2023 Aug 25:ehad194
https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehad194

Vortrag „Genetik bei ARVC“
Prof. Dr. med. Eric Schulze-Bahr, Institut für Genetik von Herzerkrankungen, Universitätsklinikum Münster
Symposium "ARVC-Selbsthilfe trifft Fachwissen", München, 17.06.2023
https://www.youtube.com/watch?v=XprLLxfLHso

Vortrag „ACM: Kausale Gene, Umgang mit Varianten unklarer Signifikanz (VUS) und genetische Diagnostik bei Kindern“
PD Dr. med. Dominik Westphal, Munich Consortium des European Reference Networks ERN GUARD-Heart, Klinikum Rechts der Isar der TU München
Symposium "ARVC-Selbsthilfe trifft Fachwissen", München, 16.06.2023
https://www.youtube.com/watch?v=XprLLxfLHso

Pocket-Leitlinie: Ventrikuläre Arrhythmien und Prävention des plötzlichen Herztodes (Version 2022)
Eckardt L, Bosch R, Falk V, et al. Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V. (2023) - ESC Pocket Guidelines, Börm Bruckmeier Verlag GmbH
https://leitlinien.dgk.org/2023/pocket-leitlinie-ventrikulaere-arrhythmien-und-praevention-des-ploetzlichen-herztodes-version-2022/

2022 ESC Guidelines for the management of patients with ventricular arrhythmias and the prevention of sudden cardiac death
Zeppenfeld K, Tfelt-Hansen J, de Riva M et al. Eur Heart J. 2022 Oct 21;43(40):3997-4126
https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehac262

European Heart Rhythm Association (EHRA)/Heart Rhythm Society (HRS)/Asia Pacific Heart Rhythm Society (APHRS)/Latin American Heart Rhythm Society (LAHRS) Expert Consensus Statement on the State of Genetic Testing for Cardiac Diseases
Wilde AAM, Semsarian C, Márquez MF et al. Heart Rhythm. 2022 Jul;19(7):e1-e60
https://doi.org/10.1016/j.hrthm.2022.03.1225

2019 HRS expert consensus statement on evaluation, risk stratification, and management of arrhythmogenic cardiomyopathy
Towbin JA, McKenna WJ, Abrams DJ et al. Heart Rhythm Volume 16, ISSUE 11, e301-e372, November 01, 2019
https://doi.org/10.1016/j.hrthm.2019.05.007

Arrhythmogenic Right Ventricular Cardiomyopathy-Associated Desmosomal Variants Are Rarely De Novo
van Lint FHM, Murray B, Tichnell C, et al. Circ Genom Precis Med. 2019 Aug;12(8):e002467
https://doi.org/10.1161/circgen.119.002467

Vortrag „Genetik bei ARVC, molekulare Autopsie und Register“
Prof. Dr. rer. nat. Hendrik Milting, Kardiogenetik Herz- und Diabeteszentrum Bad Oeynhausen
Prof. Dr. Peter van Tintelen, Kardiogenetik, UMC Utrecht, Niederlande
Symposium "ARVC-Selbsthilfe trifft Fachwissen", München, 23.02.2019
Vortragsfolien
https://www.youtube.com/watch?v=PzkIJuaihoQ

Arrhythmogenic Right Ventricular Cardiomyopathy: An Update on Pathophysiology, Genetics, Diagnosis, and Risk Stratification
Paul M, Wichter T, Fabritz L et al. Herzschrittmacherther Elektrophysiol. 2012 Sep;23(3):186-95
https://doi.org/10.1007/s00399-012-0233-7

Die arrhythmogene rechtsventrikuläre Dysplasie/Kardiomyopathie
Saguner A, Brunckhorst C, Duru F. Cardiovascular Medicine 2011; 14 (11): 303-314
https://cardiovascmed.ch/article/doi/cvm.2011.01623


Letzte Aktualisierung: 01.10.2024

Die Informationen dieser Website ersetzen keine ärztliche Beratung. Jeder Fall ist individuell. Gesamteinschätzung, Diagnose und Auswahl einer angemessenen Therapie gehören daher immer in die Hände eines erfahrenen Arztes. Gerne helfen wir, Kontakte zu Experten herzustellen, insbesondere auch, wenn es Probleme mit der genetischen Diagnostik gibt.